Jungbusch Vereinbarung

Der Jungbusch soll ein durch das Zusammenwirken von Bewohnerschaft, Stadt und Unternehmen lebendiges Quartier sein. Weil sich der Jungbusch tiefgreifend verändert, geht es im Jungbusch darum ein Zusammenleben in gegenseitiger Rücksicht und Respekt zu schaffen. Nur damit kann der Jungbusch seine Vielfalt gewährleisten. Das ist das Kernziel dieser Vereinbarung. Wir sichern die Entwicklungschancen der Menschen im Jungbusch. Um dies zu erreichen, braucht es eine Ausgewogenheit von Vermieterinnen und Vermietern, Mieterinnen und Mietern, von Familien und Einzelhaushalten, von denen die schon lange und denen, die erst seit kurzem im Jungbusch wohnen. Keine Gruppe soll sich über die andere stellen. Die besondere Lage zwischen Hafen und City macht den Jungbusch zu einem attraktiven Standort gleichzeitig für Wohnen, Arbeiten, Kultur, Ausgehen und Kreativwirtschaft. Diese Interessen gilt es, zum Ausgleich zu bringen. Ziel der Vereinbarung ist die Sicherung einer vielfältigen, sozial und kulturell durchmischten Bevölkerung für die Zukunft. Das bedeutet für uns, die Nachbarschaftlichkeit und den Zusammenhalt zu stärken, einem Auseinanderdriften der Gesellschaft entgegen zu treten und eine Gentrifizierung des Viertels zu verhindern. Diese Vereinbarung wird freiwillig getroffen. Sie ist öffentlich und erfolgt in Erwartung auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Diese Vereinbarung kann als Modell einer neuen Form der Bürgerbeteiligung dienen.


Wir im Jungbusch…

bieten Wohnraum für alle und behandeln Mieterinnen und Mieter fair. Es besteht ein Bedarf an preiswertem Wohnraum, bereitgestellt durch die städtische Wohnbaugesellschaft GBG und durch private Eigentümer. Gleichzeitig besteht auch Interesse an großflächigeren, angemessen sanierten Wohnungen, besonders für Familien mit Kindern. Ein gemischtes Wohnen trägt dazu bei, dass die schulischen und sozialen Einrichtungen ebenfalls durchmischt sind, was die Chancen von allen Kindern erhöht. Die Stadt berät Eigentümerinnen und Eigentümer zu gefördertem Wohnbau und greift auch selbst in den Wohnungsmarkt ein. Eigentümerinnen und Eigentümer haben eine soziale Verantwortung und beteiligen sich daran, für eine soziale Durchmischung zu sorgen. Gewerbliche Airbnb-Vermietungen wollen wir nicht, weil damit Wohnraum dem Quartier entzogen wird. Bei Mietkonflikten werden zunächst nicht Anwälte, sondern erst das Quartiermanagement angerufen. Mieterinnen und Mieter werden durch vermittelnde Angebote unterstützt – wir sprechen bei Konflikten miteinander.


… bleiben sauber. Gastronomen achten darauf, dass Gäste das Quartier nicht mit Müll verschmutzen. Besucher und Bewohner entsorgen ihren Müll ordnungsgemäß. Die Stadt reinigt die Gehwege, stellt Mülleimer, Pfandkisten bereit und informiert über Sperrmüll-Regeln.


… sind Nachbarn, die aufeinander achten. Alle beteiligen sich daran, einen lebenswerten Jungbusch zu schaffen. Die gemeinsamen Projekte und Feste stärken unsere Nachbarschaft und lassen den Geist dieser Vereinbarung weiterleben. Gastronomen halten angemessene Lautstärke ein, respektieren die Nachtruhe und sorgen dafür, dass Gäste es auch tun. Bei akuten Konflikten werden die kommunalen Ordnungsdienste angerufen. Bei andauernden Problemen wird der Night Mayor/ Nachtbürgermeister informiert.


… leben und handeln umweltbewusst, auch als dichtbesiedeltes Quartier. Wir schützen das Klima und nutzen, wo möglich, das Fahrrad oder den ÖPNV und begrünen Fassaden, Dächer und Innenhöfe. Eigentümer investieren in ihre Häuser, um sauberer und klimafreundlicher zu werden. Die Stadt fördert diese Entwicklung durch Optimierung der ÖPNV- und Fahrradinfrastruktur.


… wollen ein lebenswertes Viertel bei Tag und bei Nacht. Ein lebendiger Stadtteil besteht aus mehr als nur Nachtleben. Eigentümer vermieten Läden auch an Gastronomie und Geschäfte mit Tagesbetrieb und an familienfreundliche Einrichtungen. Glücksspiel, Shisha-Bars und Wettläden brauchen wir nicht.


… wollen sicher leben. Drogenhandel und Gewalt haben im Jungbusch nichts zu suchen. Insbesondere auch Mädchen und Frauen müssen sicher leben können.


… schützen und stärken unsere Kinder. Für Kinder im Jungbusch gibt es viele Bildungsangebote. Durch eine abgestimmte Zusammenarbeit und Mitwirkung der Bildungs- und Sozialeinrichtungen und das Einhalten der Aufsichtspflicht der Eltern sowie dem offensiven Eingreifen des Jugendamtes werden die Kinder gestärkt.


… pinkeln nicht auf die Straße, auf Spielplätze oder in Hauseingängen (denn wir haben Toiletten). Gastronomen stellen ihre Toiletten auch ohne Konsumzwang zur Verfügung.


… halten Verkehrsregeln ein, rasen nicht und parken fair und ordentlich. In der Fußgängerzone wird nicht geparkt, Taxis blockieren nicht bei laufendem Motor die Straßen. Haltestellen des ÖPNV werden aufgewertet, sicherer und besser ausgeschildert, Anwohner und Kurzzeitparken werden verbessert und alles regelmäßig kontrolliert. Ausweichmöglichkeiten außerhalb des Stadtteils werden beschildert und genutzt!


… fördern die Kreativität im Quartier und leben diese gemeinsam. Egal ob in der Schule, in den Gründerzentren, in Unternehmen oder in sozialen Einrichtungen – der Jungbusch lebt von Kreativität, die gemeinsam gelebt wird.


… stärken unsere Demokratie und engagieren uns. Wir nehmen an der lokalen Demokratie teil, unter anderem durch Beteiligung an den Wahlen und der Willensbildung in den Gremien des Quartiers, um die offene Atmosphäre des Jungbusch auch kommunal weiterzuentwickeln. Der Bezirksbeirat, das Quartiermanagement und die Vertreterinnen und Vertreter der Monitoringgruppe beobachten die Umsetzung der Vereinbarung, unterstützen den Stadtteil bei der Einhaltung und besprechen sich quartalsmäßig. Der Bezirksbeirat berät öffentlich über zu treffenden Maßnahmen.